Aufruf von Abbé Pierre am 1. Februar 2004 am Trocadero / Paris
Die Mitarbeiter von emmaus rufen Sie heute auf:
Im Februar 54, waren viele von Ihnen dabei, die an dem Aufruf mitgewirkt haben.
50 Jahre später, wenden wir uns wieder an Sie und Ihre Kinder, es handelt sich um ihre Zukunft wie um unsere.
Jetzt bauen wir die Welt von 2054.
Man war 1954 mit viele Mühe nach dem Krieg wieder oben gekrochen, man hatte Hunger gehabt , man hatte gefroren. Man hatte gelitten und man wußte wie man kämpfen sollte, um zu überleben. Man wußte
sich zu mobilisieren.
Ihre Eltern haben es geschafft. Sie sind nun an der Reihe.
Auch wenn Sie in dieser für viele gemütlichen Welt nicht gestört werden wollen.
Wir leben in einer reichen Nation, jedoch gibt es Millionen von Menschen, die an der Schwelle zum Elend leben. Wir, eine Nation, die sich mobilisieren sollte, um mit all ihren Kräften ihre Zukunft zu
bauen, aber wir lasse trotzdem zu, dass Millionen Arbeitslose im Abseits stehen.
Wir, eine Nation, die so viel gebaut hat, dass man fast drei Millionen Zweit-Haus-Besitzer hat und zugleich 3 Millionen Menschen, die schlecht untergebracht sind.
Wir, eine Nation, die sich ein großartiges System an sozialer Sicherung aufgebaut hat, und dennoch wie noch nie zuvor an mangelnden Sozialbindungen leidet.
Wir, eine Nation, mitten in einer Welt des Elends, betrachtet die Schwächsten als eine Bedrohung.
Wir, eine Nation, die ihre Gedanken schön und weit malt, obwohl wir es nötig hätten, unsere Selbstachtung zurück zu gewinnen.
Was bedeutet Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ohne Würde?
Was sollen wir denn tun? Abwarten? Laufen lassen? Jammern? Mitfühlen? Sich vereinigen? Anklagen? Angst bekommen? Hinnehmen, daß die Jugend angestiftet wird zur Verzweiflung und Gewalt....
Nein! Hören wir einfach auf, uns vor so viel Leiden kraftlos zu fühlen. Zu einfach ist es, abzuwarten und auf die Anderen oder den Staat zu warten. Es ist nicht nur zu einfach, es ist auch
gefährlich! Raus aus dieser Betäubung, die uns kraftlos macht!
Wir rufen Sie auf, aktiv zu werden, um zu verhindern, daß unser Nichtstun ein Verbrechern gegen unsere Menschheit wird.
Nichts geschieht, wenn jeder von uns wartet, daß der Andere anfängt. Wenn unsere Nachbarn, Kollegen, Freunde sehen werden, was wir tun, dann werden
sie uns begleiten.
Kleine Dinge zu tun ist nie komisch, nie nutzlos. Unsere kleine Geste ist besser als ein großer und schöner Traum, der nie in Erfüllung gehen wird.
Nur wenn wir aktiv werden, können wir den Lauf der Dinge ändern. Mit uns selber sollten wir anspruchsvoll sein, damit wir Andere fördern
können.
Das ist wirkliche Solidarität.
Gucken wir um uns herum. Verwandeln wir die namenlosen Gesichter des Elends in Männer und Frauen, die uns helfen können, einen Sinn in unser Dasein
zu geben.
Beziehen wir alles in unserem Leben auf die Leiden der Schwächten.
Verzichten wir vielleicht auf ein Teilchen unserer Behaglichkeit, um es an diejenigen zu geben, die keine besitzen. Unser Anteil gewinnt an Würde, wir verlieren dadurch nichts.
Was ist das für ein Arzt, wenn er die am meisten leiden nicht versorgt?
Was ist das für einen Lehrer, wenn er die Analphabeten nicht wahrnimmt?
Ein Nachbarn, der seinen Nächste nicht kennt?
Ein wohl verdiente Lohn, wenn dafür ein Anderer entlassen worden ist?
Was ist das für einen Leben, wenn man nur mit sich selbst beschäftigt ist?
Um uns herum finden wir Leute die uns helfen können, anderen zu helfen. Schaufeln wir für uns diese Zeit frei, die uns fehlt. Gehen wir zu den Leuten, deren Nutzlosigkeit auf deren Gesichter
zurückgeklatscht worden ist. Behandeln wir sie doch, als ob wir sie selber wären.
Lassen wir nicht zu, dass unser guter Wille wie nicht ausgenutzte Mittel verschwenden werden.
Es ist nicht die Aufgabe unserer Regierungen, uns zu sagen, wie wir solidarisch handeln sollen, vielmehr sind wir dazu aufgerufen, ihnen zu zeigen,
was für eine Gesellschaft wir wollen. Sie werden es verstehen.
Diejenigen die ihren Sinn des Lebens verloren haben, weil sie zu wenig haben, und diejenigen, die denken, dass Sie alles haben und den Sinn ihres
Lebens nicht mehr finden, müssen sich gegenseitig helfen.
Ganz einfach, damit die Gedemütigten nicht mehr erniedrigt werden.
Diese Tat wird unserem Leben ein Sinn geben und eine ungeheure Kraft in unserem Land ausstrahlen.
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