Erklärung Lampedusa 2014 - Emmaus Europa

Der „Conseil Regional Emmaus Europe“* hat sich in Lampedusa getroffen und

folgende Erklärung verfasst:

 

Als Vertreter von 16 Ländern, von Finnland nach Portugal, von Italien bis Ukraine

wollen wir festhalten, was wir gesehen haben:

 

eine wunderschöne kleine Insel nahe dar afrikanischen Küste, eine Insel mit 6.000 Einwohnern und einem schönen Fischereihafen, ein Symbol für unseren europäischen Komfort.

Reisende und Migranten sind schon immer an dieser Küste gelandet, aber Europa hat entschieden, diese Tür vom Süden zu schließen.

Migranten sind vor der Insel ertrunken, leblose Körper wurden ans Ufer

geschwemmt, die Einwohner haben die Familienangehörigen zusammengesucht und in ihrem Friedhof beerdigt.

 

Bis zu diesem Drama vom 3. Oktober 2013:

500 Männer, Frauen, Kinder gehen unter, 300 ertrinken und werden an Strand

gespült. Die Inselbewohner werden angesichts dieser Ungeheuerlichkeit alleine

gelassen; unaufhörlich suchen sie nach Familienangehörigen. Etwa zehn namenlose Menschen werden beerdigt.

 

Die italienische Regierung, die europäische Kommission haben sie alleine gelassen, genauso wie damals, als 2500 Libyer vor dem Zivilkrieg flüchteten. 

Memorial House

Die Inselbewohner haben zusammengehalten, würdevoll und respektvoll haben sie sich dem ganzen Elend gestellt, das sie überrollt hat. Sie sammeln weiter Strandgut: ein Babyfläschchen, den Koran, eine Bibel, Wasserflaschen in Tüten, Kleider aus dem Süden der Sahara, Zigaretten, Rettungswesten…

ein Haus haben sie all diesen Gegenständen gewidmet.

gestrandetes Fischerboot

Die europäische Kommission hat nun reagiert: Frontex wird verstärkt!

 

Eine paramilitärische Organisation, die die Jagd auf Migranten koordiniert; sie verfügt täglich über 300 000 € , 1500 Soldaten sind auf der Insel stationiert mit 11 Schnellbooten, Flugzeugen und Hubschraubern. Die Insel ist, wie während des

Zweiten Weltkriegs, militärischer Stützpunkt geworden. 

Die Migranten werden systematisch eingefangen, bevor sie Lampedusa erreichen und nach Sizilien in Aufnahmelager geschickt. So sieht man sie weniger, die Insel ist größer, die Einwohner zahlreicher, die Auffanglager besser versteckt.

Schlaft in aller Ruhe, vergesst die Toten und zahlt für diesen Skandal; oder erinnert

euch, dass das Unrecht keine Grenzen kennt und prangert es an! Macht mit bei der Frontexit - Kampagne, um diesem Krieg gegen die Armen ein Ende zu bereiten.

Das Geld könnte für den Krieg gegen die Armut verwenden werden; so könnten

wir, ganz nach dem Vorbild unserer Vorfahren, diesen Menschen, die nach Europa

kommen, um zu arbeiten und zu leben, eine Integrationschance anbieten.

 

In unseren 300 Gemeinschaften in Europa leben und arbeiten wir tagtäglich mit

diesen Menschen zusammen, die von unserer Gesellschaft abgestoßen werden und bezeugen damit, dass ein gemeinschaftliches Leben möglich ist.

 

Wollen wir mehr Menschlichkeit und mehr Solidarität in Europa? Oder ein reiches,

aber armseliges Europa, das am Ende noch alle Menschen ausschließen wird, die laut mancher Meinung unnütz sind?

 

Es wird Zeit aufzuwachen!

 

* Regionalrat Emmaus Europa ( 16 Nationalvertreter + 11 Vertreter Emmaus International)