Besuch und Gespräch mit Martin Schulz Präsident des Europäischen Parlaments

 

 

Am 25. September 2012 hatten Mitglieder des Vorstandes von Emmaus Europa und Emmaus International die Gelegenheit mit Martin Schulz im Europäischen Parlament in Brüssel zu reden.

Die Einladung zu diesem Gespräch war zustande gekommen durch einen Appell von Emmaus Europa zur Verschuldung und Verelendung von immer mehr Familien in Europa.

 

Willi Does hatte Gelegenheit, auch die Arbeitsweise von Emmaus in Köln, Krefeld und Sonsbeck vorzustellen, vor allem die Tatsache, dass Emmaus in Köln seit mehr als 50 Jahren im Kampf gegen Verelendung und Ausgrenzung von Menschen am Rande der Gesellschaft steht.

 

Der Präsident von Emmaus Europa Julio de la Granja erklärte , dass alle europäischen Emmaus- Gemeinschaften Menschen bedingungslos in die Gemeinschaften zu integrieren suchen , ohne auf Herkunft und Religion zu achten, und daher vor allem der Schutz von Menschen ohne Papiere in der Emmaus- Arbeit eine hohe Priorität hat. Diese Menschen finden in der Arbeit in den Gruppen ihre Menschenwürde. Erschüttert durch die Behandlung von Migranten auf europäischer Ebene ist immer wieder an den Respekt für menschliche Umgangsformen zu erinnern. 

 

Jean Rousseau, Präsident von Emmaus International erinnerte an Abbé Pierre, für den das Recht auf menschenwürdige Wohnung immer ein hoher Anspruch war. Er unterstrich auch, dass dies im grundsätzlichen Einsatz gegen extreme Armut zu sehen ist.

Alain Capmas, Emmaus Europa/ Frankreich/ Schatzmeister, Willi Does, Emmaus Europa/ Sekretär, Julio de la Granja, Belgien/ Präsident Emmaus Europa, Martin Schulz, Präsident EU- Parlament, Jean Rousseau, Frankreich/ Präsident Emmaus International

Emmaus Europa wird auch in Zukunft besonders die Signale des Europäischen Parlaments beobachten, was die Verschuldung der extrem armen Bevölkerung angeht. Wir stellen fest, dass Verschuldung von immer mehr Haushalten den sozialen Frieden bedroht. Noch erschütternder, dass die Banken sich immer noch bereichern, indem sie gewissenlos Kredite gewähren, dank des Geldes, welches von den jeweiligen Regierungen ihrerseits immer wieder zu Rettung der Banken gewährt wird.

Diese Situation geht in Bezug auf die Reduzierung von Armut in genau die falsche Richtung.

 

Es ist vielmehr absolut notwendig diese Tendenz umzukehren und Menschen zu helfen, ihre eigene wirtschaftliche Aktivitäten zu entwickeln.

 

Martin Schulz unterstrich die Bedeutung von Emmaus gerade auch in der heutigen Zeit.

Es besteht allerdings ein Paradox: der Kampf gegen Armut hat absolute Priorität für das Parlament aber nicht für den Ministerrat der EU. Während das Parlament und die Commission sich gerade auf Solidarität und Kooperation gründen will, rechtfertigen die einzelnen Staaten ihre Tendenz mit nationalen Reflexen , u.a. mit der Abriegelung ihrer Grenzen. Damit droht  die Philosophie aufgegeben zu werden, mit der die Europäische Union gegründet wurde.

 

Martin Schulz hob die Verbindung von privater und öffentlicher Verschuldung hervor. Er bedauert das die Reichtümer in den Händen einiger weniger seien. In Deutschland besäßen 1% der Bevölkerung mindestens 50 % der Vermögen.

Die Konsequenz ist die soziale Spaltung von Gesellschaften.

Die Mehrheit des EU-Parlaments kann unglücklicherweise diese Tendenz nicht aufhalten.

Martin Schulz lobt angesichts der Krise das Prinzip von Mikrokrediten.

Seiner Meinung nach können sich Länder wie Griechenland wieder erholen, wenn man Menschen die Möglichkeiten von Kleinstkrediten zugestehen würde.

Es ist unerlässlich, die Basis der Gesellschaft  mit gezielten Investitionen  zu stärken.

 

Migration betreffend unterstrich Martin Schulz, dass die 27 Mitgliedsländer der EU 8% der Weltbevölkerung ausmachen, und diese 8% verschließt ihre Grenzen dem großen Rest der Weltbevölkerung. Die Europäer müssen verstehen, dass unserer gemeinsamer Reichtum gerecht verteilt werden muss.

 

Fazit:

Die Emmaus Bewegung ist mehr auf praktische Antworten und Aktionen konzentriert  als auf Parolen. In diesem Sinn wurde Martin Schulz eingeladen, eine unserer Gruppen zu besuchen. Das Ziel einer solchen Einladung ist mit eigenen Augen zu erkennen, wie Basisgruppen vor Ort funktionieren, welche Genugtuung gemeinsame Arbeit mit unterschiedlichen Menschen ausmacht.

 

Emmaus Europa würde sich freuen, weiterhin mit Martin Schulz im Kontakt zu bleiben.