Tätigkeitsbericht 2019

Gemeinschaft / Personalsituation:

 

In 2019 bestand die Gemeinschaft aus 10-12 Compagnons und 3 Responsables. Seit Dezember ist Vlad Wiersbiecki mit Familie in der Gemeinschaft. Vlad z.Z. als Compagnon, seine Lebensgefährtin arbeitet als Kindergärtnerin außerhalb. Ein Vertrag auf ein Jahr mit Option auf Verlängerung ist für 2020 als Adjoint der Leitung vorgesehen.
Zu Anfang des Jahres 2019 wurden die Arbeits-/Ausbildungsverträge mit zwei externen Mitarbeitern beendet.

 

Wie auch schon im letzten Jahr besuchten Schulklassen, Praktikanten der BenedictSchool den Betrieb und die Gemeinschaft, um sich mit der täglichen Arbeit im Betrieb und am Appellhofplatz und mit dem Leben innerhalb der Gemeinschaft vertraut zu machen. Im November nahmen 2 Praktikanten/Ausbildung zum Erzieher aus Trier an unserer Arbeit teil.

Arbeiten / Wirtschaftliches: Die Gesamteinnahmen aus dem Verkauf in den drei Verkaufsstellen beliefen sich wie folgt:

Geestemünderstr.: 386.000 €

  • Möbel           109.000
  • Hausrat          50.000    
  • Kleider           90.000
  • Elektroartikel  56.000
  • Bücher           43.000
  • Weisswäsche    7.000
  • Spielzeug       14.500
  • Bilder             10.000
  • Fahrräder         6.500

 

Möbelhalle Riehl      75.000 €

  • Möbel             29.000
  • Kleider            18.000
  • Hausrat           12.500
  • Bücher              9.000
  • Elektroartikel     6.500

 

Laden Nippes           18.100  €

 

 

Weitere Einnahmen:

Verkauf von überschüssigen Kleidersäcken seit März 2019 an TEXAID: ca 50t / Einnahmen ca 3.800,- € Weitere kleinere Einnahmen durch Schrott und Papier/ Pappe. Werden mit den Container-Standgebühren verrechnet.

 

Spenden:

Wahrscheinlich auch bedingt durch das 60.-jährige Bestehen von Emmaus Köln wurde uns aus Anlass der „Kölner Lichter“ im Juli 2019 eine Spende von 56.000,- € zuteil. Mit anderen Spenden in Höhe von ca. 10.000,- € war es möglich, ein strukturelles Defizit von ca 30.000,- € auszugleichen und auch die Restsummen zur Finanzierung der Photovoltaik-Anlage zu begleichen.

 

Wareneingang:

 

Emmaus tätigt seine Abholungen seit Jahren konzentriert im Kölner Norden. Daher hat gerade die Warenannahme/-abgabe direkt an unseren Verkaufsstellen signifant zugenommen. Einher ging auch eine Zunahme der Menge an Restmülll.

 

Abholungen: ca 5 am Tag an 5 Tagen die Woche in 50 Wochen.

 

Aktionen/ Netzwerke:

 

Teilnahme am Suppenküchentreffen Anfang März. Sonderverkauf an Aprilwochenende: Salon in Lille. Sonderverkauf in Paris von Emmaus International alljährliche Beteiligung der Emmaus-Gemeinschaft am Familienflohmarkt im Lachemer Weg, mit eigenem Verkaufsstand und musikalischem Mitwirken. Teilnahme des „Emmaus-Lädchens“ in Nippes am „Blauen Abend in Nippes“ im September.

 

Musik und Kultur in der „Möbelhalle Riehl“

 

Netzwerk 2.Hand Für Köln – Kleidung und mehr...':

 

Weitere Treffen zum Thema: Flächendeckende Versorgung und Darbietung von Abgabemöglichkeiten der Kölner Bevölkerung von SecondHand-Artikeln. Gemeinsame Aktion mit „AK Umbruch“ / jetzt „Straßennetz“ und weiteren Einrichtungen und Vereinen zum Nikolaustag am 5.12.2018
 

Regelmäßige Treffen auf lokaler Ebene: Netzwerk Secondhand in Köln/ Strassennetz/ Seniorennetzwerk Niehl/Suppenküchen NRW Zum Welttag zur Bekämpfung der Armut gibt das Suppenküchennetzwerk NRW eine gemeinsame Erklärung zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit heraus.
 

Emmaus-Deutschland

 

Die Arbeit der einzelnen Gruppen unter- und miteinander verläuft wie schon in den letzten Jahren zufriedenstellend, wodurch gemeinsame Treffen sowie Sonderverkäufe verwirklicht werden konnten.

 

Emmaus-Sonsbeck: Durch gemeinsame Anstrengungen der Emmaus Gruppen Krefeld und Köln konnte die Situation stabilisiert werden. Willi Does ist seit 2019 Mitglied im dortigen Trägerverein

 

Emmaus-Stuttgart: Diese Gruppe ist seit ca 10 Jahren nicht mehr aktiv nach der Erkrankung von Uli Newerla. Es bestehen noch einige vage Kontakte. Zur Erinnerung: Die Stuttgarter Gruppe stellte Emmaus Deutschland den Betrag von 90.000,- € zur Verfügung, um die Aktivitäten der deutschen Gruppen zu stabilisieren. Beschluss von Emmaus International: Die Gruppe wird ausgeschlossen, kann aber ihren Namen weiterhin nutzen, da Mietverträge für Ex-Compagnons auf den Namen Emmaus laufen.

 

Hilfstransporte/ Solidarität

 

In 2019 konnten 7 Hilfstransporte mit jeweils circa 12-18 Tonnen Gebrauchtwaren (überwiegend Kleidung, Möbel, Hausrat, Spielzeug und Elektroartikel) nach Osteuropa geschickt werden: 2x Lublin/Polen, 2x Nowy Sacz/Polen, 3x Rzeszow/Polen (April/August). Transportkosten: ca. 11.500,- €, die aus den Einnahmen getätigt werden. Es gibt Anfragen vor allem an Kleidern aus Georgien und Elfenbeinküste.

Emmaus-Europa/ Emmaus International     

 

Seit Jahren bietet die Emmaus Gemeinschaft in Köln die Möglichkeit, Seminare durchzuführen. 12-15 Teilnehmer pro Seminar aus dem europäischen Ausland tauschen sich aus und lernen die Geschichte von Emmaus, den Arbeitsansatz, Werte und Ziele kennen. Erfolgreiche Seminartage im „Blauen Saal“ im Lachemer Weg über die Werte und Geschichte von Emmaus.

In 2019 wurde auf allen Treffen der europäischen Gruppen festgestellt, dass es eine eindeutige neokonservative und neonationalistische Tendenz in Europa gibt, vor allem wenn man sich die Wahlen der letzten Jahre ansieht. Es steht zu befürchten, dass in allen Gesellschaften, so auch in Deutschland, die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht, dass das Realeinkommen der unteren Gesellschaftsschichten immer geringer wird, dass Arme noch mehr ausgegrenzt, ja sogar manchmal kriminalisiert werden.

 

Emmaus Europa versuchte weiterhin in 2019 , die Arbeitsweise einer solidarischen Ökonomie bei vielen Gelegenheiten herauszustellen und zu unterstreichen, dass eine Wirtschaft im Interesse von allen möglich und erstrebenswert bleiben muss. 
Am 24. Mai : 50.- jähriges Jubiläum der Verabschiedung des „ Internationalen Universalen Manifestes“ in Bern, d.h. am gleichen Ort im Schweizer Bundeshaus. Dieses Datum ist eigentlich die Gründung von Emmaus International. Teilnahme Johannes Krautkrämer  und Willi Does. Johannes Krautkrämer war im Übrigen vor 50 Jahren mit 4 anderen aus Köln Gründungsmitglied.

 

Ende Oktober 2019: Regionalversammlung von Emmaus Europa in San Sebastian/ Spanien mit dem Ende des Mandats von Willi Does als Präsident. Bei dieser Sitzung betont Willi Does als scheidender Präsident noch einmal, dass wir im Erbe von Abbé Pierre bleiben, und den Einsatz verstärken müssen im Interesse der Stimm- und Machtlosen. Es geht immer wieder und immer noch darum, die Grundbedürfnisse aller Menschen nach einem würdevollen Leben zu verwirklichen: Mit dem Recht auf menschenwürdiges Wohnen, Arbeiten, Ernährung, Gesundheit und Bildung.

Jubiläum September 2019/ 60 Jahre Emmaus in Köln

 

Da die finanzielle und personelle Situation Jubliäumsjahr einigermaßen angespannt war, konnte nur ein etwas „bescheideneres“ Fest am 14./15.September organisiert werden. Mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher und der Unterstützung von Lino-Club entstand ein dichtes Wochenendprogramm mit Gästen aus Benin, Indien und Polen. Des Weiteren konnte die Emmaus Photovoltaik-Anlage offiziell eingeweiht werden. Olli Eischeid begrüßte u.a. Vertreter von Priogo (als ausführendes Unternehmen) und den Bezirksbürgermeister Bernd Schössler. Im Vorfeld des Jubiläums hatte Emmaus gute Presseberichte in 
ZDF/RTL/Wochenspiegel/Draussenseiter/Kirchenzeitung Köln.

 

Zwei Plakate zum 60.-jährigen Bestehen wurden entworfen von Bernd Eischeid und Vladislas Wierzbiecki.
 

Ausblick/ Perspektiven/ Probleme:

 

Wir müssen festhalten und uns immer wieder in Erinnerung rufen, wie viele Menschen sich in dieser langen Zeit für Emmaus Köln engagiert haben, auf dem LKW gefahren sind, Kleider, Bücher und Hausrat sortiert haben, hinter den Verkaufstheken und an der Kasse gestanden haben, Essen für Bedürftige gekocht und verteilt haben. Wir müssen uns aber auch fragen, welche Perspektiven wir für die Zukunft entwickeln müssen, um in einer sich immer mehr aufspaltenden Gesellschaft in Arm und Reich, in Privilegierte und Ausgegrenzte die richtigen Antworten zu finden. Wir müssen uns fragen, ob wir die richtigen Ansätze haben zu den Fragen unserer Zeit: Klimaveränderungen und den damit verbundenen Problemen von Migration,  Konsumverhalten in unserem Alltag, ( Essen und Transportmöglichkeiten). Geben wir die richtigen Antworten auf die Zukunft der nachkommenden Generationen?

 

Der Versuch einer Antwort: Wir sollten uns unsere vielleicht kleinen Ansätze eines bescheideneren Lebensstils, der Wiederverwertung von „Müll“ und dem Respekt vor so vielen verschiedenen Menschen in unserem Gemeinschaftsalltag mehr bewusst werden und den sog. kleinen Alltag als das sehen, was er ist: Der Versuch, eine andere Lebens- und Arbeitsform zu verwirklichen und zu zeigen.
 

Willi Does ( Januar 2020)